Clifford HOLMEAD Phillips (1889 – 1975)
Mit HOLMEAD’s unverwechselbarem Spätwerk, seinen ‚Köpfen’, präsentiert die Galerie Torres Nieto Fine Arts eine eindrucksvolle Wiederentdeckung.
Der in Pennsylvania geborene Maler stand unmittelbar vor dem internationalen Durchbruch, als 1940 seine große Ausstellung in Oslo sofort nach dem Einmarsch der deutschen Truppen geschlossen wurde, und er nach zahlreichen Aufenthalten in ganz Europa wieder für längere Zeit nach Amerika zurückkehrte. Zuvor hatten amerikanische und europäische Museen sowie bedeutende Galerien wie u.a. Bernheim-Jeune, Paris, Durand-Ruel, und Montross in New York, oder auch die renommierte “Galerie Heinemann“ in München seine Gemälde ausgestellt. Zwei seiner Bilder wurden in die 1920 von Katherine S. Dreier, Marcel Duchamp und Man Ray gegründete Société Anonyme: Museum of Modern Art aufgenommen.
In den letzten Jahren wurde die Kunstwelt wieder mehr und mehr auf dieses individuelle Werk aufmerksam, und seit 2016 gab es gefeierte Einzelausstellungen in der Kunsthalle Schweinfurt, im Von der Heydt Museum, Wuppertal und im Buchheim Museum, Bernried.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte der Expressionismus einen völlig neuen Blick auf die Welt eröffnet, den wichtige Künstler der um 1900 geborenen Generation etwa ab 1925 noch einmal veränderten: Sie machten sich das Formenvokabular der Klassischen Moderne zunutze und fanden zu einer malerischen Grundhaltung, die sich mit dem Begriff „Expressiver Realismus“ zusammenfassen lässt. Zu diesen Künstlern gehört HOLMEAD, wie er sich nach 1940 nannte.
Sein häufiges Pendeln zwischen der Alten und der Neuen Welt zu einer Zeit, in der die Kunst auf beiden Kontinenten völlig neue Wege ging, trug dazu bei, dass sein Gesamtwerk ebenso Züge amerikanischer Tradition wie solche der europäischen Moderne trägt. Es ist vom Expressiven Realismus geprägt, während er selbst seinen Stil als 'Crude Expressionism' bezeichnete, eine schnörkellose Rohversion des Expressionismus - eigenwillig, scheinbar ungezähmt, rau, voller Emotionen und zugleich die Summe eines bewegten, von Gegensätzen geprägten Lebens. Fünf Jahre vor seinem Tod begann er sein fulminantes Spätwerk, in dem er zu seiner ganz eigenen Form des abstrakten Expressionismus fand, dem „Shorthand Painting". Die mit wenigen Spachtelstrichen schnell gesetzten Charakterköpfe bilden die Essenz eines langen Malerlebens. Er entfaltete darin eine ebenso dramatische wie sarkastische Anschaulichkeit, blickte im unerbittlichen Licht seiner Altersweisheit auf die verräterische Gesichts- und Gebärdensprache der Menschen und malte nicht etwa schöne Porträts wie in seinen frühen Jahren, sondern Figuren einer grotesken menschlichen Komödie: Eierköpfige Intellektuelle, gespenstische Greise, Wichtigtuer, oder eitle Männer und Frauen. Man kann Machtbesessenheit, Selbstgefälligkeit und Verschlagenheit erkennen, aber auch Freundlichkeit, Güte, Traurigkeit oder Bitterkeit. Es sind keineswegs Karikaturen anonymer Personen, sondern verallgemeinernde, auch verstörende Abkürzungen dessen, was er mit aufmerksamem, illusionslosem Blick auf die Menschheit erkannt hatte. HOLMEADS sarkastische Distanz zu ihr ist unübersehbar, aber sie ist nicht durch bittere Verachtung gekennzeichnet, sondern durch heitere Ironie und manchmal auch Komik. In diesen Bildern verbinden sich Spontaneität, große, künstlerische Erfahrung und Reife miteinander.